Amira ist verschwunden!
Rami rennt aus der Höhle
hinaus ins helle Tageslicht.
Wo ist seine Schwester?
Amira, wo bist du?
Amira komm zurück!
Aber nichts. Nichts rührt
sich. Rami stürzen die
Tränen aus den Augen.
Amira ist verschwunden!
Rami rennt aus der Höhle
hinaus ins helle Tageslicht.
Wo ist seine Schwester?
Amira, wo bist du?
Amira komm zurück!
Aber nichts. Nichts rührt
sich. Rami stürzen die
Tränen aus den Augen.
Doch da! Am Eingang
hängt eine Postkarte!
Sie ist von Amira, das sieht
Rami sofort. Mit einem
Kamel. Was soll das
bedeuten?
Typisch Amira.
Immer geheimnisvoll!
Immer aufregend!
Eine Postkarte war damals alles,
was ihnen nach jenem furchtbaren
Sturm geblieben war. Als die
Zwillinge Amira und Rami in der
fremden Höhle aufwachten, lag eine Karte neben ihnen. Darauf stand:
„Geht nach Hause! AMIRA zeigt
euch den Weg!“
Aber wo war ihr Zuhause?
Hat Amira vielleicht nun ihre
Heimat gefunden, das Land aus
dem sie kommen? Warum hat
sie ihm davon nichts gesagt?
Manchmal träumt Amira
komische Sachen. Oft hat
Amira unglaubliche Ideen und
bastelt die verrücktesten Dinge.
Am liebsten aber spielt sie ein
Spiel mit vielen bunten Buch-
staben. Doch verschwunden ist
sie noch nie. Rami wartet. Am
Abend nimmt er die Kamelkarte
mit in sein Nest und hat einen
seltsamen Traum:
Amira steht mitten in der Wüste.
Gerade steigt sie auf ein Kamel,
das sofort mit ihr los rennt.
Nichts als Sand. Wohin reitet sie?
Am nächsten Morgen hängt wie-
der eine Postkarte an der Höhle.
Ein Hexenbesen. Amira schickt
also Postkarten. Ist sie jetzt eine
Hexe? Was ist hier los?
Bis zum Abend ist Rami beschäf-
tigt. Er muss sich um das Essen kümmern. Müde schläft er an diesem Abend ein.
Plötzlich pfeift ihm ein Hexenbe-
sen um die Ohren. Amira sitzt
drauf und dreht vor ihm ein paar Runden. Dann verschwindet sie in den Himmel hinauf und fliegt dem großen Wald zu.
Der neue Tag ist herrlich! Rami
rollt sich aus seinem Nest und
geht hinaus vor die Höhle. Eine
Postkarte begrüßt ihn am Eingang,
mit einem roten Auto darauf.
Wie Rami rote Autos liebt! Jetzt
ist er wütend. Soll er hier
versauern?
Doch in der Nacht ist der Traum
schön. Rami darf in dem roten
Auto mitfahren. Sie fahren in eine
große Stadt, bis Rami aussteigen
muss und Amira alleine weiter fährt.
Die neue Postkarte am nächsten
Morgen zeigt ein Schiff. Rami
erschrickt. Nicht aufs Wasser gehen, Amira! Du kannst nicht schwimmen! Wann kommst du endlich zurück?
Bis zum Abend ist es lange. Doch schließlich schläft Rami ein.
Ein Schiff tutet und fährt langsam
aufs Meer hinaus. Oben an der
Reling steht Amira und winkt.
Am Morgen beschließt Rami eine Himbeertorte zu backen. Vielleicht
lockt das Amira zurück.
Die neue Postkarte zeigt einen Rucksack. Da weiß Rami gar
nicht, was er denken soll.
Aber dann sucht er Himbeeren
und am Abend steht die Torte
fertig auf dem Tisch.
Rami kuschelt sich in sein Nest.
Beim Einschlafen drückt er die
Karte mit dem Rucksack fest
an sich.
Im Traum sieht er Amira einen
sehr steilen Berg hinauf steigen.
Sie schwitzt und stöhnt. Das
sieht sehr gefährlich aus!
Rami wacht auf. Amira ist da, er
weiß es! Er rennt aus dem Nest, stürmt zum Höhleneingang.
„Wau“, sagt Amira, „deine Himbeertorte ist große Klasse.“
Rami ist glücklich. Sie ist wieder
da und nun wird alles gut.
„Wo warst du?“, fragt Rami.
Amira grinst. „Ich hab dir doch
von überall her Postkarten ge-
schickt und jede Nacht einen
tollen Traum.“ So ist sie, seine Schwester. Kein bisschen Mitleid!
Plötzlich fliegt ein kleiner Beutel
vor Ramis Füße.
„Das habe ich von meinen
Ausflügen mitgebracht“,
sagt Amira.
„Hol ein Stück heraus!“ Rami
fasst in den Beutel und zieht
ein „I“ heraus. Es ist dunkelblau
und glitzert wie ein Spiegel.
„Ach, ich glaube es nicht. Das ist
eins deiner Buchstabenspiele,
habe ich recht?“
„Vielleicht!
Das blaue „I“ habe ich vom Meeres-
boden gefischt.“
Amira nimmt den Beutel und
schüttet die übrigen Buchstaben
auf den Boden. Alle glitzern
und blinken, dass man fast
blind wird.
„Sieh mal, das grüne „M“ hier war
im Wüstensand vergraben. Es ist
sehr kostbar. Und das orangene
„A“ habe ich im Park in der Stadt
gefunden. Es ist magnetisch. Das
gelbe „R“ war im Wald versteckt.
Es ist ganz aus Gold.
Rami hat etwas entdeckt. Er kniet
auf dem Boden und schiebt die Buchstaben M, I, A und R hin
und her.
"Amira sieh doch, mit diesen
Buchstaben kann ich meinen
Namen schreiben":
R A M I
„Du bist gut“, sagt sie. "Aber ich
zeige dir auch etwas." Sie nimmt
den letzten Buchstaben, der noch
achtlos am Boden liegt. Sie
schiebt Ramis Buchstaben durcheinander, legt sie wieder zusammen und plötzlich steht
da glitzernd und blinkend:
A M I R A
"Dieses 'A' habe ich auf dem Berg
in einem Vogelnest gefunden."
Plötzlich hört man einen Motor
brummen. Rami und Amira
schauen nach oben, wo das
Brummen herkommt. Ein
Hubschrauber steht über ihnen
und sinkt langsam herab. Er setzt
vor der Höhle auf. Der Pilot schiebt die Türe auf und winkt den Kindern.
„Endlich!“ ruft er ihnen zu.
'AMIRA zeigt euch den Weg!'
Ich habe es von oben leuchten
gesehen. Steigt ein, ich bringe
euch nach Hause!“
Rami und Amira halten sich an
den Händen, dann stürmen
sie los. In einem wunderschönen
Bogen schweben sie über die
Welt hinweg ihrer Heimat
entgegen.
„Wohin fliegen wir?“, rufen sie
dem Piloten zu. „Wohin schon?
Nach AMIRA natürlich. Das ist
euer Heimatland. Ihr werdet
euch wundern, wer dort auf
euch wartet!“